Social Innovation Lab der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen

Das Social Innovation Lab (SoIL) der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen bildet einen Knotenpunkt zwischen der Hochschule und der Stadt Ludwigshafen am Rhein. Ziel ist es, Studierende für gesellschaftlich relevante Herausforderungen und soziale Innovationsprozesse zu sensibilisieren und einen Rahmen für Austausch und Begegnung mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren zu gestalten.

Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Entwicklung von (interdisziplinären) Lehrveranstaltungen zu gesellschaftlich relevanten Fragestellungen in den Schwerpunkten Wirtschaft, Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule. Hier spielt das SoIL eine verbindende Rolle zwischen der Hochschule und Praxispartnerinnen und -partnern zum Beispiel aus sozialen Organisationen, regionalen Unternehmen, kommunalen Einheiten, Kulturschaffenden oder der Zivilgesellschaft. Es setzt durch unterschiedliche Veranstaltungsformate immer wieder Impulse zur Zusammenarbeit. Räumlich ist das SoIL mit dem sogenannten Creative Space im Herzen der Ludwigshafener Innenstadt verortet, um dort niederschwellig mit Passantinnen und Passanten ins Gespräch kommen zu können.

Nachdem der Creative Space pandemiebedingt über einen langen Zeitraum nicht geöffnet werden konnte und Lehrveranstaltungen rein digital stattfinden mussten, stand insbesondere im Sommer 2021 mit den entsprechenden Rahmenbedingungen die intensive Nutzung des Innen- und Außenraums durch unterschiedliche Teilhabeformate und der Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern im Fokus.

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Die drei wichtigsten Learnings

  • Die fachbereichsübergreifende Verankerung des Projekts bei der Hochschulleitung gibt diesem viel Rückenwind. Gleichzeitig ist es wichtig, Mitstreiterinnen und Mitstreiter in allen Abteilungen zu haben, um das Projekt erfolgreich in die Umsetzung zu bringen.
  • Die Etablierung des Innovation Hubs in einem physischen Raum ermöglicht einen Grad an Teilhabe verschiedener Zielgruppen, welcher sonst für eine Hochschule kaum erreichbar ist.
  • Fachbereichsübergreifende Projekte sind aufgrund unterschiedlicher Studienordnungen häufig schwer umzusetzen. Gute Erfahrungen wurden an der Hochschule mit Wahlpflichtmodulen gemacht, die einen gewissen Grad an Flexibilität zulassen.

 
Gesellschaftliche Herausforderung und Ziel des Innovation Hubs

In Ludwigshafen werden die aktuellen Herausforderungen vieler Städte besonders sichtbar: Die Stadt ist geprägt durch viel Leerstand, viel Industrie und trotzdem eine schwierige Finanzsituation sowie eine von Hochstraßen zerschnittene, stark versiegelte Innenstadt. Gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten: Durch den Abriss der Hochstraße werden neue Mobilitätskonzepte benötigt, für die Leerstände braucht es Nutzungskonzepte, und die Innenstadt soll wiederbelebt werden. Es gibt viel Potenzial für Veränderung und soziale Innovation. Mit dem Social Innovation Lab hat sich die HWG Ludwigshafen dazu entschlossen, in den Dialog zu gehen und sich mit ihrem Profil als Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft genau diesen gesellschaftlichen Fragestellungen anzunehmen. Inhaltlich geschieht das durch neu geschaffene Lehrveranstaltungen und öffentliche Teilhabeformate. Um sich zudem auch räumlich zu öffnen, wurde ein physischer Ort geschaffen, an dem sich Hochschule und Stadtgesellschaft begegnen.
 

Ideenfindung und Planung
Zur systematischen Etablierung des Social Innovation Labs innerhalb der Hochschule und der Region war die Netzwerkarbeit besonders relevant. Zusätzlich zu einer Vielzahl individueller Treffen mit interessierten Organisationen, Akteurinnen und Akteuren wurden zentrale Kreativtreffen veranstaltet, bei denen Interessierte eingeladen waren, sich mit den eigenen gesellschaftlich relevanten und lokal verankerten Fragestellungen einzubringen. In mehreren Runden und unterschiedlichen Konstellationen tauschten sich Hochschulmitglieder und externe Personen dabei über konkrete lokale Herausforderungen aus und formulierten Fragestellungen, die in anschließenden Lehrveranstaltungen als Kollaboration oder Praxisbaustein aufgegriffen werden konnten.

Um das Projekt auch hochschulintern zu verankern, wurde neben dem Aufbau der Website vor allem auf persönliche Begegnungen gesetzt, um das Hochschulprojekt für alle zugänglich zu machen. Ein Erfolgsfaktor war die Verankerung des Social Innovation Labs übergeordnet in der Hochschulleitung und nicht in einem einzelnen Fachbereich. Die fachbereichsübergreifende Relevanz wurde deutlich, alle Fachgebiete fühlten sich gleichermaßen angesprochen, und es wurden Mitstreiterinnen und Mitstreiter in allen Abteilungen gefunden, um das Projekt erfolgreich in die Umsetzung zu bringen.

Foto: Social Innovation Lab der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Creative Space: Leseecke am Schaufenster zur Fußgängerzone

 
Planung: Raumsuche

Parallel zur Entwicklung des Netzwerks und zur Implementierung des Projektvorhabens innerhalb der Hochschule lief die Raumsuche für den geplanten physischen Begegnungsraum, ein Creative Space im Ludwigshafener Innenstadtbereich. Gesucht wurde ein leerstehendes Ladenlokal in der Fußgängerzone mit großen Schaufenstern, durch die Veranstaltungen im Inneren direkt von außen gesehen werden und bestimmte Beobachtungen, Befragungen oder Tests prototypischer Ideen unmittelbar umgesetzt werden können. Ziel war es, durch die räumliche Annäherung auch eine inhaltliche Niederschwelligkeit sowie einen hohen Grad an Teilhabe verschiedener Zielgruppen zu erreichen und dem persönlichen Austausch sprichwörtlich Raum zu geben. 

Besonders hilfreich war es außerdem, während der Raumsuche direkt mit möglichen lokalen Partnerinnen und Partnern der Stadt und aus der Nachbarschaft Kontakt aufzunehmen, zusammenzuarbeiten und dadurch die Verbindungen zu stärken.
 

Curriculare Verankerung
Auf Basis der zuvor in Kreativtreffen gesammelten und systematisierten Fragestellungen wurden Lehrende aller Fachbereiche eingeladen, sich mit eigenen Veranstaltungen am Projekt zu beteiligen. Grundsätzliches Interesse und Anrechenbarkeit der Inhalte wurden vorab geprüft. Dabei ist es den Lehrenden überlassen, neue Impulse aus dem Projekt in laufende, curriculare Lehrveranstaltungen mit aufzunehmen oder außercurriculare und zum Teil auch fächerübergreifende, neue Formate zu entwickeln. Letzteres wird insbesondere an dem interdisziplinären Modul "Kreativ denken – Soziale Innovation schaffen" deutlich, das Studierende aus drei Fachbereichen anspricht und mit Lehrenden aus vier Fachgebieten kreative Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen im Praxisdialog erarbeitet. Gleichzeitig bietet die Umsetzung als Wahlpflichtmodul eine gewisse Flexibilität in der fachbereichsübergreifenden Umsetzung.

Ziel der Lehrveranstaltungen ist es, Studierende zu kreativen Problemlöserinnen und -lösern auszubilden, die auch über ihren fachlichen Tellerrand hinaus komplexen Problemen mit innovativen Methoden und Ideen begegnen können. Gleichzeitig konnte das Innovation Hub genutzt werden, um innovative Lehrveranstaltungen zu entwickeln.

Foto: Social Innovation Lab der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Werkbank im Creative Space

 
Implementierung

Das Team wurde für die passenden Räumlichkeiten schließlich fündig: ein ehemaliger Fotoladen mit umlaufendem Schaufenster in der Ludwigshafener Fußgängerzone, der in einen Creative Space verwandelt wurde. Im Zentrum steht dabei ein großer, flexibel nutzbarer Workshop-Raum, der durch einen kleinen angrenzenden Makerspace-Bereich ergänzt wird. Raum für informellen Austausch und Begegnungen gibt es zusätzlich im Küchenbereich. Neben der Projektförderung war hier besonders die Zusammenarbeit mit dem Facility Management der Hochschule eine große Unterstützung, da dadurch viele den Auf- und Umbau betreffende Tätigkeiten direkt im Haus gelöst werden konnten.

Um den Raum von Anfang an auch in der Nachbarschaft zu etablieren und nicht zu einem Fremdkörper werden zu lassen, wurden noch vor der offiziellen Eröffnung alle interessierten Nachbarinnen und Nachbarn sowie Geschäftsinhaberinnen und -inhaber eingeladen, die neuen Räume zu besuchen und ins Gespräch zu kommen. Diese Möglichkeit wurde rege genutzt.
 

Interaktive Veranstaltungsformate: Innovation Talks und Rundgänge
Die spannendsten in Seminaren erarbeiteten Lösungsvorschläge und Projekte werden in kurzen Innovation Talks während der Mittagspause der Öffentlichkeit vorgestellt. Zusätzlich gibt es – sobald wieder möglich – zum Semesterende die Möglichkeit, den Rundgang im Creative Space zu besuchen, einer Art Ausstellungseröffnung, bei der ebenfalls unterschiedliche Seminarinhalte aus dem vergangenen Semester vorgestellt werden. So entsteht eine zusätzliche Möglichkeit, die Studierenden fachbereichsübergreifend mit einzubeziehen und den Austausch zu fördern.