s:coop der Hochschule der Bildenden Künste Saar

Die s:coop eG ist eine Genossenschaft zur kollaborativen Entwicklung und Organisation kreativer Geschäftsmodelle und der Mitgestaltung digitaler Gesellschaften. Sie ist an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBKsaar) angesiedelt. s:coop unterstützt Projekte bei der Entwicklung von Ideen, Geschäftsmodellen und Finanzierungen und setzt eigene Projekte auf Grundlage eines gemeinwohlorientierten Werteverständnisses um. Die Genossenschaft bringt Menschen mit einem breiten Spektrum an Kompetenzen zusammen, um Synergien zu schaffen. Sie möchte dazu beitragen, aus guten Ideen innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und dabei helfen, die Gründungsszene der regionalen Kreativwirtschaft auszubauen.

In Kooperation mit den regionalen Partnern, wie dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes, saaris, dock 11, K8 und der Saarländischen Investitionskreditbank, entwickelte die s:coop außerdem einen "dritten Ort" in Saarbrücken, den co:hub66 mit dem Motto "vernetzen. machen. gründen".

s.coop – Digitale Gesellschaft kollaborativ gestalten

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Die drei wichtigsten Learnings

  • Partizipatives Handeln geht nicht schneller, aber es lohnt sich: Die Energie des Aufbruchs wurde genutzt, um Grundlagen für eine neue Form des Miteinanders zu schaffen. Der Koordinationsaufwand einer Vielzahl von Ideen und Wünschen war manchmal ernüchternd, allerdings brachte diese neue Struktur zur Veränderung der Rahmenbedingungen des eigenen Handelns auch einen großen Mehrwert für alle Beteiligten mit, die sich wirklichen gesellschaftlichen Wandel wünschten.
  • Die Entwicklung von Geschäftsmodellen aus einer Kunsthochschule heraus ist nicht einfach, aber notwendig: Vermeintlich grenzenlose Freiheit der Kunst und vermeintlich enge Marktlogiken passten auf den ersten Blick nicht zusammen. Jedoch ließen und lassen sich damit Werte und Modelle schaffen, mit und in denen selbstbestimmtes, kreatives Arbeiten mit finanzieller Unabhängigkeit einhergeht, um Absolventinnen und Absolventen für die Zeit nach dem Studium zu rüsten.
  • Am Ende geht es um Verantwortung und Vertrauen: Die Übernahme von Verantwortung verbindet sich mit unterschiedlichsten Erwartungen, und die Organisation der Arbeitsteilung setzt voraus, dass die oft erst im Austausch konkretisierten Erwartungen geklärt und abgeglichen werden, beispielsweise wer was leisten kann und wie die Verbindlichkeit von Entscheidungen in unserer eigenen Kultur der Kooperation etabliert wird. Ohne Vertrauen in Prozesse und Personen läuft nichts. Dies aufzubauen war und ist ein eigenes Ziel der Organisationsentwicklung.

 
Gesellschaftliche Herausforderung und Ziel des Innovation Hubs
Die erste Projektphase wurde durch eine studiengangsübergreifende Lehrveranstaltung an der HBKsaar begleitet. Das hohe Interesse unter Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden war auch dem Kontext des Projekts geschuldet: Die Hochschule diskutiert 30 Jahre nach ihrer Gründung über ihr Selbstverständnis und ihre Rolle in der Gesellschaft. Das Projekt wurde schnell zum Resonanzraum für alternative Hochschulvisionen: mehr Graswurzelansatz, mehr Gesellschaft, mehr Gemeinwohl. Im Zuge der Lehrveranstaltung bildete sich eine Kernarbeitsgruppe von circa zehn Personen heraus, vorwiegend Produktdesignerinnen und -designer. Es entstand die Vision zur Gründung einer Genossenschaft als eine Organisationsform, bei der alle Mitglieder zu gleichen Teilen auch Mitbesitzende sind, und als eine Rechtsform, in der ein kollaboratives unternehmerisches Experimentieren für Studierende, Alumni und weitere Akteure ermöglicht wird. So wurde die s:coop geboren.
 

Ideenfindung und Planung
Anschließend startete der Gründungsprozess: Recherchen rund um das Thema Genossenschaften standen an, verschiedene Prüfverbände wurden unter die Lupe und letztlich die Unterstützung von CoopGo in Anspruch genommen, da sie sich sehr engagierten und die Integration der s:coop in Genossenschaftsnetzwerke unterstützten. Die lose Arbeitsteilung in der Arbeitsgruppe wurde durch eine Geschäftsführung ergänzt, unterstützt durch die administrative und kaufmännische Leitung von K8 gGmbH, der Transfergesellschaft der HBKsaar, die im Auftrag der Hochschule die Projektumsetzung begleitete. So entstand ein Organisationsentwicklungsprozess, dessen Umfang erst im Laufe der Zeit klar wurde. Der Prozess mit einer Vielzahl von Herausforderungen, unter anderem das breite Spektrum der Vorstellungen und die Verbindlichkeit von Entscheidungen, machte aber auch deutlich: Innerhalb der HBKsaar betrat die s:coop Neuland. So etwas wurde bis dato noch nicht gemacht.
 

Implementierung
Nach einem Gründungsprozess, der deutlich länger dauerte als erwartet, fand die Gründungsversammlung der s:coop eG im März 2020 mit 16 Gründungsmitgliedern statt, davon 14 natürlichen und zwei juristischen Personen. Anfang Juli 2020, nach weiteren pandemiebedingten Verzögerungen, wurde die Genossenschaft beim Gewerbeamt angemeldet und somit geschäftsfähig. Im Zuge der Gründung wurde eine komplette Corporate Identity erstellt und die Website aufgebaut.

Das Know-how, das sich das Projektteam durch den Gründungsprozess angeeignet hatte, machte die s:coop von Anfang an zu einem wichtigen Akteur im regionalen Kontext. Die s:coop ist sowohl mit dem Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes, dem saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr als auch mit der Arbeitskammer des Saarlandes in engem Austausch – drei Akteure, die in kooperativen Arbeitsformen eine große Chance für das Saarland sehen.
 

Vier Schwerpunktbereiche
Aus den angedachten Pilotprojekten kristallisieren sich nun vier Arbeitsbereiche innerhalb der Genossenschaft heraus. Ziel ist es, aus diesen vier Bereichen Geschäftsmodelle zu entwickeln, die die langfristige Finanzierung der s:coop gewährleisten können.

  1. s:lab
    Das s:lab ist das Bürgerlabor der s:coop, in dem Genossenschaftsmitglieder ihre Kompetenzen in geeigneten Vermittlungsformaten weitergeben können.
  2. Shared Infrastructure
    Die s:coop stellt ihren Mitgliedern mobile Werkzeuge, Software-Lizenzen und perspektivisch auch Werkstätten gegen eine Nutzungsgebühr zur Verfügung.
  3. Ideen:Manufaktur
    Die Ideenmanufaktur entwickelt gemeinsam mit beauftragenden Partnern maßgeschneiderte kollaborative Prozesse zur Analyse von Herausforderungen sowie die Entwicklung von Ideen- und Lösungsansätzen.
  4. s:coop als Raum zum Experimentieren
    Die Genossenschaft bietet sich für ihre Mitglieder als Rahmen an, um berufliche Aufträge abzuwickeln.
     

Räumliche Verankerung
Die ursprüngliche Idee der räumlichen Umsetzung der s:coop als temporäre Container-Stadt wurde zugunsten der Mitarbeit am Aufbau eines organisationsübergreifenden saarländischen "dritten Ortes", dem co:hub66, ad acta gelegt. Das Vorhaben sieht vor, einen sogenannten Cross-Innovation-Hub zur branchenübergreifenden Innovationsförderung zu schaffen, unter dessen Dach Angebote zur Gründungsberatung sowie eine Infrastruktur zur Entwicklung von Prototypen mit FabLab und XR-Lab entstehen soll. Die s:coop gehört zusammen mit dem landeseigenen Mittelstandsförderer saaris, der Saarländischen Investitionskreditbank, K8 und der Plattform zur Förderung der Kreativwirtschaft Dock11 zu den Gründungsmitgliedern dieses "dritten Ortes". Die s:coop hat das Raumkonzept des co:hub66 entwickelt und wird vor Ort die Angebote aus den Bereichen s:lab, Ideenmanufaktur und ihrer Shared Infrastructure anbieten. Die Eröffnung des co:hub66 fand im Juli 2021 als hybride Veranstaltung statt.

Die Attraktivität einer aktiven Mitarbeit in der s:coop ist durch die ersten Erfolge für Angehörige der HBKsaar greifbarer. Nun ist das Ziel für 2021 und darüber hinaus, mehr Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen einzubinden und dadurch den Mehrwert der Genossenschaft innerhalb der Hochschule noch zu erhöhen.

 

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