Aus dem Innovation Hub ist das Innovation Lab für digital unterstützte Gesundheitsversorgung geworden. Gemeinsam mit zwei weiteren Projekten, dem Future Care Lab (Zukunftslabor) und dem transferorientierten Scidea Lab Virtuelle Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, ist es unter dem Dach des Erxleben Digital HealthCare Hub verstetigt worden. Ziel ist es, das Innovationspotenzial der Region zu stärken und damit einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Versorgungsprobleme durch den Einsatz assistiver und digitaler Innovationen zu leisten.
Das Innovation Lab fokussiert auf die häusliche Versorgung – eines der am häufigsten vorkommenden und komplexesten Versorgungsszenarien. In einem kreativen Papp-Labor lässt sich mit Pappmöbeln in Originalgröße flexibel die individuelle häusliche Situation pflegebedürftiger Menschen darstellen. So können Bedarfe direkt von den Betroffenen abgefragt werden und neue Konzepte und Versorgungsmöglichkeiten bereits frühzeitig auf ihre Machbarkeit getestet werden. Die Rückmeldungen der Testerinnen und Tester fließen direkt mit in die Forschung ein. Damit entsteht im Innovation Lab ein Experimentier- und Kreativraum, mit Hilfe dessen Menschen aus Gesellschaft, Wissenschaft und Industrie gemeinsam die Zukunft der Gesundheitsversorgung gestalten können.
Gesellschaftliche Herausforderung und Ziel des Innovation Hubs
Das strategische Ziel der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg liegt in der Profilbildung als Modellregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung. So trägt sie zur Bewältigung zukünftiger Gesundheitsversorgung bei. Ein Erfolgsfaktor war hierbei, einen gemeinsamen Konsens innerhalb der Universität und im Partnernetzwerk zur strategischen Ausrichtung des Labs zu finden. Außerdem ist das hochschulübergreifende Innovationsbewusstsein eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Modellregion. Hierbei ist es förderlich, Synergien zwischen angrenzenden Projekten zu nutzen oder aufzubauen. Auch die Identifikation und Nutzung von hochschulinternen und -externen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sind ausschlaggebend für den Erfolg eines solchen Innovationsprojekts.
Die Herausforderungen für das Gesundheitssystem durch den demographischen Wandel und den Fachkräftemangel sind sehr komplex. Das große Potenzial der Digitalisierung zur Lösung dieser Herausforderungen wird allerdings bisher zu wenig erkannt. Als ersten Ansatz hat es sich als hilfreich erwiesen, die verschiedenen Zielgruppen der möglichen Lösungen zu identifizieren sowie deren Motivation und Hürden zu verstehen, um diese in der Folge zu nutzen beziehungsweise abzubauen.
Ideenfindung und Planung
Zunächst wurde ein Konzept- und Umsetzungsteam für das Projekt aufgestellt. Dabei war es wichtig, ein offenes, flexibles Team aufzustellen, welches den Weg für innovative Lösungen ebnen kann. Im Rahmen der folgenden Ideenfindung ging es darum, vorhandene Strukturen zu sichten und Bedarfe zu identifizieren. Ziel war es, dass die neue Infrastruktur den Innovationsprozess für bisher fehlende häusliche Szenarien abbildet. Wichtige Erfolgsfaktoren waren die frühe Einbindung späterer Entscheiderinnen und Entscheider wie beispielsweise Dekaninnen und Dekane sowie Leiterinnen und Leiter von Lernzentren sowie die kontinuierliche Reflexion der Projektvision mit zukünftigen Nutzungsgruppen, Expertinnen und Experten sowie Kreativen. Ein weiterer Erfolgsfaktor war die Integration des Vorhabens in vorhandene Forschungs- und Lehrstrukturen.
Die bauliche Umsetzung und Ausstattung unter Einbezug verschiedener Stakeholder wurde von Personen innerhalb und außerhalb der Hochschule konzipiert. Gleichzeitig konnte das Projektteam dadurch Methodenkompetenz in diesen Bereichen aufbauen. Die bauliche Umsetzung braucht Zeit, regelmäßige Arbeitsplan- und Gruppen-Updates und eine legitimierte, klar benannte Koordinationsperson.
Implementierung und Verstetigung
In der Implementierungsphase wurden die Räumlichkeiten innerhalb der Hochschule identifiziert und anschließend die Hochschulverwaltung für die bauliche Umsetzung einbezogen. Die Finanzierung erfolgte über Projekt- und Eigenmittel. Für die eigentliche Umsetzung des Innovation Hubs sind außerdem sehr niederschwellige Formate sinnvoll, die das Innovationsbewusstsein hochschulintern und -extern fördern. Dabei ist es wichtig, offen auf Zielgruppen zuzugehen und gemeinsam Formate zur Partizipation und Nutzung des Labs zu konzipieren. Außerdem ist es zu empfehlen, mögliche Nutzerinnen und Nutzer durch die kontinuierliche Vorstellung des Innovationsprojektes und durch Lernintegration (Forschungsprojekte und Abschlussarbeiten) für das Innovation Lab zu sensibilisieren.
Die strukturelle Verstetigung des Innovation Labs erfolgt durch die bauliche Integration in die bereits vorhandene Infrastruktur sowie die personelle Verstetigung durch Haushaltsstellen. Um diesen Ressourceneinsatz der Hochschule zu sichern, ist es wichtig, Mehrwerte und Erfolge des Innovationsprojektes für die Universität und das Netzwerk zu schaffen und diese immer wieder zu kommunizieren.
Die Etablierung und Verankerung des Innovation Labs im eigens dafür organisierten Innovations-Kultur-Sommer von August bis Oktober 2021 trug zur Sichtbarkeit des Projekts bei. Im Rahmen dessen stand die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt. Ziel der Veranstaltungsreihe war es, in verschiedenen Bereichen wie beispielsweise digitale Gesundheitsanwendungen und Medizintechnik Ideen und Anregungen zu liefern sowie partizipative Ansätze zu fördern.